Lebendige Geschichte und ein beherztes Zeichen: Jugendliche der Lutherkirche säubern das Mahnmal der Poppelsdorfer Synagoge für das Gedenken am Sonntag 19 Uhr

Konfirmandinnen und Konfirmanden der Bonner Lutherkirche haben wieder die Gedenkstätte an die Poppelsdorfer Synagoge am Jagdweg gesäubert: säckeweise Laub entsorgt, die große Menora geschrubbt und die Erinnerungsschilder geputzt.

Bergeweise Laub muss entfernt werden: Konfis der Lutherkirche am Mahnmal der 1938 zerstörten Poppelsdorfer Synagoge packen an (Foto: J. Gerhardt)

Am Sonntag wird hier wie jedes Jahr am 9. November um 19.00 Uhr das öffentliche Gedenken an die Zerstörung des jüdischen Gotteshauses in der Pogromnacht 1938 gehalten, gestaltet von den Pfarrern Bernd Kemmerling von der katholischen sowie Erik Nestler von der evangelischen Kirche. Auch die Konfirmanden werden mitwirken. Anschließend gibt es noch einen Rundweg entlang der Stolpersteine im Viertel.

Die Konfirmanden der Lutherkirche, dieses Jahr 35 Jugendliche im Alter von 13 und 14 Jahren, haben seit einem Jahr vom Ortsbund Poppelsdorf die Aufgabe übernommen, den Gedenkort zu pflegen. „Das ist unser Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus heute“, erklärt Pfarrer Joachim Gerhardt von der Lutherkirche, der auch Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft in Bonn ist. „Hier wird unsere Geschichte

Verantwortlich fühlen für diesen Ort und seine Geschichte: die Konfis engagieren sich gerne (Foto: J. Gerhardt)

lebendig“ finden die Jugendlichen. Der Ort der Synagoge liegt nur eine Straße entfernt von der Lutherkirche und sie ist 1902 fast zeitgleich erbaut und eingeweiht worden. „Bis die Nazis kamen, haben die Menschen und Familien hier Tür an Tür friedlich zusammengelebt, das muss heute wieder unser Ziel sein“, sagt Konfirmandin Selma aus vollem Herzen.

80 Jahre Anne Frank – Am Samstag außergewöhnliches Musiktheater in der Lutherkirche

Nach dem großen Putzen haben die Jugendlichen noch vor Ort das jüdische Friedenslied „Hevenu shalom alechem“ (Wir bringen Frieden für alle) angestimmt und Auszüge aus dem Tagebuch der Anne Frank vorgetragen, die Pfarrer Nestler auch am Sonntag zum Gedenken lesen wird. In der Lutherkirche (Reuterstr. 11.) wird zudem zum 80. Todesjahr von Anne Frank am Samstag, 8. November, 19.00 Uhr das Musiktheater „Das Tagebuch der Anne Frank“ des Bonner Dramaturgen Michael Barfuß aufgeführt, ein außergewöhnliches Konzert für Sprecherinnen, Chor und Orchester.

(04.11.2025 / ger)

Jede und jeder packt mit an und die Geschichte wird lebendig (J. Gerhardt)